Fakten aus dem ETI-Gutachten zum Hochmoselübergang

Quelle: Analyse und Begutachtung der Auswirkungen der B50neu (Hochmoselübergang) auf den Fremdenverkehr, Europäisches Tourismus Institut GmbH Trier, August 2000

Dieses Gutachten hat zwar während des Planfeststellungsverfahrens ausgelegen, wurde aber damals nicht als Dokument für die weitere Analyse ausgehändigt!
Das Inkrafttreten des Informationsfreiheitsgesetzes im Januar 2009 ermöglichte uns, dieses Gutachten genauer unter die Lupe zu nehmen.

1. Gästeankünfte

Die Entwicklung der Gästezahlen wurde von ETI auf zwei Grafiken verteilt, wobei die Skala (vor allem in der rechten Grafik) unsinnig hoch angesetzt wurde.

Quelle: ETI-Gutachten (2000)

Die linke Grafik beschränkt sich im Gegensatz zur rechten auf die Sommerhalbjahre, doch geht es in beiden Abbildungen um prozentuale Veränderungen, also um Tendenzen, wobei der Winter nur eine gering Rolle beim Moseltourismus spielt.

Nach Rückführung der Grafiken in (Prozent-)Zahlen und Zusammenführung (Bezugspunkt durchgehend das Jahr 1960) ergibt sich folgende Kurve mit einer deutlichen Tendenz für Winningen:

Quelle: eigene Berechnung (Neuberechnung nach ETI-Diagrammen oben)

2. Gästeübernachtungen

Auch diese Zahlen wurden von ETI wieder auf zwei Grafiken verteilt, mit einer noch höheren Skala in der rechten Grafik.


Quelle: ETI-Gutachten (2000)

Nach Zusammenführung (Bezugspunkt wieder das Jahr 1960) ergibt sich folgende sehr deutliche Kurve:


Quelle: eigene Berechnung (Neuberechnung nach ETI-Diagrammen oben)

Jenseits aller Realität erscheint nach dieser Entwicklung bei den Gäste- wie auch den Übernachtungszahlen die Schlussfolgerung, die ETI daraus zieht:
"Insgesamt lässt sich aus dem statistischen Material kein negativer Einfluss der Baumaßnahme der Moseltalbrücke ableiten. Weder vor dem Datum des Baubeginns im Jahr 1970 (Anm.: Es war das Jahr 1969), noch während der Bauphase oder nach der Inbetriebnahme der Brücke ließen sich stärkere Einbrüche feststellen. Im Gegenteil, die Situation hat sich hinsichtlich der erzielten Übernachtungszahlen und und der Gästeankünfte positiv entwickelt. Entscheidend für den touristischen Erfolg der einzelnen Gemeinden war in diesem Gebiet nicht die Veränderung des Landschaftsbildes durch den Bau der Winninger Moselbrücke, sondern folgende Punkte: (gemeint war die verbesserte Erreichbarkeit und das touristische Angebot)."

3. Einfluss des Hochmoselübergangs auf die Reiseentscheidung

Nach der Darbietung von Bildern mit bzw. ohne eingezeichnete Brücke wurden Gäste befragt, ob sie dort Urlaub machen würden.
Die Auswertung ergab, dass zwischen 25,2% und 41,4% der Gäste durch die Brücke in ihrer Reiseentscheidung beeinflusst würden.
ETI jedoch 'korrigiert' diesen Wert und sortiert all diejenigen Befragten aus, die ganz bestimmte Gründe für ihre Reiseentscheidung nicht genannt haben. ETI nennt demzufolge eine Obergrenze für den Gästerückgang von lediglich 10%.
Dies ist methodisch völlig indiskutabel - ein statistischer Schildbürgerstreich sozusagen.

Behauptung von ETI:
"Insgesamt gesehen sind die günstigen Verkehrsverbindungen bzw. die Tatsache, dass die Region für einen Kurzurlaub schnell zu erreichen ist, der wichtigste Grund für die Reiseentscheidung gewesen. Danach folgen Kulturlandschaft, ..."
Auch hier wurde wieder getrickst: Es wurde in einer offenen Fragestellung nach den ausschlaggebenden Reiseentscheidungen gefragt; die Antworten, die etwas mit dem Thema 'Verkehrsverbindungen' zu tun hatten, wurden zu einem Punkt zusammengefasst; für das Thema Mosellandschaft hingegen erfand man mehrere (jenach Lesart 4 - 8) Unterkategorien. Hätte man auch die zu einer Kategorie gefasst, wäre das Thema Erreichbarkeit auf einem der hinteren Ränge gelandet.

4. Verharmlosendes Bildmaterial

Weiterer Kritikpunkt ist, dass die Landschaftsbilder mit eingezeichneter Brücke extrem geschönt und damit ungeeignet waren, einen realistischen Eindruck zu vermitteln.

5. Fazit

Dieses Gutachten kann als ein Paradebeispiel für einseitiges, an der Realität vorbeigehendes Vorgehen angesehen werden. Erhebung, Aufbereitung und Interpretation der Daten tragen manipulative Züge. Viele der angewandten Tricks erschließen sich dem Leser erst auf den zweiten oder dritten Blick.